На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера - читать онлайн книгу. Автор: Генрих Август Фон Фосслер cтр.№ 101

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Cтраница 101
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Die Lebensmittel sind wohlfeil, das Brod ist um 2/3.tel wohlfeiler, als in gewöhnlichen Zeiten in Deutschland. Der Preis des Fleisches von Rindvieh und Schaafen steht in gleichem Verhältniß, ebenso das Gemüse, wie Kartoffeln, Rüben, Zwiebeln u.s.w. Der Markt ist immer reichlich versehen mit jeder Art von Lebensmitteln. Das allgemeine Getränke ist der Quass und der Thee. Zu allen Stunden des Tages ziehen bärtige Russen durch die Straßen der Stadt, und rufen ihren Quass und Czay (Thee)214 zum Verkauf aus. Letzteren führen sie in // S. 162// grosen Gefässen auf dem Rücken, an deren Untertheil ein Behälter mit Kohlen angebracht ist, so daß das Getränke immer siedend heiß erhalten wird. Statt des Zuckers bedient man sich des Honigs. — Der Winter war während unseres Aufenthalts in Czernigow nicht strenge, er begann erst in der Mitte des Novembers, und wenn gleich die Kälte nie weniger als 3—4.° hatte, so stieg sie doch auch nicht höher als auf 10—12° —

Schon am 14. November traf die Kunde des Abfalls Württembergs von Frankreich, und seiner Vereinigung mit den verbündeten Mächten in Czernigow ein. Die erste Nachricht davon wurde uns durch einen in der Stadt ansässigen Arzt, der uns wohl wollte, mitgetheilt. In dem ersten Jubel eilten wir zu dem Gouverneur, und machten Anspruch auf eine Behandlung, wie sie den nunmehrigen Allirten Rußlands zukäme. Allein dieser entschuldigte sich mit dem Mangel an Verhaltungs-Befehlen von der Regierung, und das Einzige, was wir mit Noth von ihm erhielten, war das Versprechen, uns vorerst noch nicht mit dem nächsten Gefangenentransport nach Tambow zu senden. Indessen waren wir vorläufig mit diesem Erfolge zufrieden, und Freude und neues Leben kehrte zu uns zurück. Nun liessen wir keinen Tag verstreichen, an dem wir nicht nach der Ankunft der so sehnlich erwarteten Befehle zu unserer Heimkehr eifrig geforscht hätten, aber noch // S. 163// länger als 14. Tage blieb unsere Ungeduld auf die Folter gespannt. Endlich zu Ende Novembers berief uns der Gouverneuer vor sich, und eröffnete uns, daß er jene Befehle erhalten habe, daß sich aber unsere Abreise von Czernigow noch eine Zeitlang verzögern werde, weil er sämmtliche Württemberger und Bayern, die sich in seinem Gouvernement finden, zuvor sammeln müsse, von einer Erhöhung unseres armseligen Gehalts, oder gar von einem Vorschüsse war aber keine Rede. Wie unangenehm uns diese Zögerung war, läßt sich leicht denken, indessen waren wir doch dem Ziele unserer Wünsche um einen grosen Schritt näher gerückt. Wir ermangelten nun nicht, unsere Abreise möglichst zu betreiben, allein sie lag den russischen Behörden weit weniger am Herzen, als uns, und wir mußten uns noch oft und lange zur Geduld verweisen lassen. Ein angenehmer Zwischenfall in dieser Zeit der Ungeduld war die Bewilligung von 100. Rubeln Papier, die jedem Gefangenen Officier zu Anschaffung von Winterkleidern zu Theil, und wodurch manche bange Sorge, manche drückende Noth gehoben wurde. Zu Anfang des Jahres 1814. langte ein wiederholter Befehl zu unserer baldigen Rücksendung an, und nun erst wurden ernstliche Anstalten zu unserer Abreise getroffen. Am 13. Januar wurde ein Officier von der Landwehr zu unserer Begleitung bezeichnet, und unser Abmarsch auf den 19.ten festgesetzt. Wir wären gerne dieser Begleitung enthoben gewesen, // S. 164// umso mehr, als wir, wie wir aus sicherer Hand vernahmen, dem Officier schlecht empfohlen worden waren, und er den Auftrag hatte, uns unter strenger Aufsicht zu halten, allein unsere diesfälligen Schritte blieben ohne Erfolg, und so ergaben wir uns darein, nochmals als Gefangene transportirt und behandelt zu werden, wenn wir gleich auf bessere Behandlung Anspruch machen konnten. Ueberhaupt konnten oder wollten die russischen Behörden nicht begreifen, warum wir unsere Abreise so eifrig betrieben, da unsere Lage in Czernigow doch ganz behaglich sey. Den Tag vor der Abreise, am 18.ten Jan[ua]r (6. Jan[ua]r alten Styls) ward uns noch ein seltenes Schauspiel zu Theil, das Fest der Wasserweihe. Der Erzbischoff im festlichen Ornate, umgeben von der ganzen Clerisey215 und einem ausgezeichneten Sängerchor, begleitet von sämmtlichen Militär- und Civil-Behörden, weihte, in Gegenwart einer unzähligen Menge Volks aus allen Ständen, den kleinen an der Stadt vorbeifliessenden Bach, dessen Eisdecke aufgehauen war, unter vielen Gebeten und Ceremonien, und dem Donner der Böller, feierlich ein. Nach beendigter Ceremonie nahmen die Anwesenden von griechischem Ritus von dem geweihten Wasser mit sich, und der übrige Tag wurde in Gebet und Andacht hingebracht. — // S. 165//

Siebentes Capitel.

Am 19. Januar sahen wir die Sonne zum letztenmale in Czernigow aufgehen. Mit Tagesanbruch sammelten wir uns jubelnd auf einem Platze, wo sich nach und nach die für die Officiere bestimmten Schlitten einfan-

den. Zu den Officieren wurden auch die Aerzte Bopp und Mautz gezählt. Letzterer hatte mit Wehmuth von seiner Dame Abschied genommen, und verschiedene vortheilhafte Anträge für den Fall, daß er im Lande bleiben wollte, ausgeschlagen. Mit Geld und Vorrräthen waren er und Bopp reichlich versehen. Mit uns vereinigten sich mehrere Bayern, Westphalen und Hessen. Die Unteroffiziere und Soldaten bestanden meist aus Württembergern. Die ganze Zahl mochte sich mit Einschluß der Officiere auf 130. Köpfe belaufen.

Um 10. Uhr Vormittags traten wir freudig den Marsch an. Die Officiere sollten mit den Gemeinen die nemlichen Stationen halten, eine Einrichtung, wodurch unsere Heimkehr nothwendig sehr verzögert werden mußte, und die uns schon in Czernigow zur Verabredung veranlaßte, in dem ersten Orte, wo wir einen Commandanten treffen würden, gegen diese Marschweise zu protestiren, und um Beschleunigung der Reise der Officiere anzusuchen. Wir schlugen die Strasse nach Bobruysk ein, und machten kleine Tagmärsche. Schon am dritten Tage nach unserer Abreise von Czernigow, am 21. Jan[u- a]r hatten wir den Verdruß, Rasttag machen zu müssen. Unsere Gegenvorstellungen // S. 166// blieben fruchtlos. Ueber Lohiew, Reczice, Horwel und Pobolowa, zogen wir durch waldigte Gegenden, öfters begleitet von einem Haufen heulender Wölfe, und kamen, nachdem wir in der Zwischenzeit noch 3. Rasttage gehalten hatten, am 2. Febr[uar] in Bobruysk216 an. Auf dem ganzen Wege waren wir überall mit mehr oder weniger Gefälligkeit aufgenommen worden, sobald die Einwohner vernahmen, daß wir aus Feinden ihre Freunde geworden seyen. Nur der verwünschte Militzofficier mit seiner Mannschaft konnte und wollte sich mit uns nicht befreunden. In Bobruysk rasteten wir abermals einen Tag, und benüzten ihn dazu, bey dem Festungs-Commandanten, Obersten v[on] Bergmann, über die Art unserer Transportirung und Behandlung durch den Landwehrofficier Beschwerde zu führen. Unsere Klagen wurden als wohlbegründet erkannt, und wir sofort dem Commando dieses Officiers entzogen. Die Gemeinen blieben zwar unter seinen Befehlen, es wurde ihm aber eine gute Behandlung derselben sehr ernstlich empfohlen. Wir erhielten zum Commandanten einen Officier aus unserer Mitte, den OberstLieutenant v[on] Berndes, und zu unserer Bedeckung, zwey handfeste, gutwillige, wackere Kosaken. Die Pässe und übrigen Papiere wurden dem Herrn v[on] Berndes, und nur die Marschroute einem der Kosaken eingehändigt. So trennten wir uns am 4. Febr[uar] von unsern fußgehenden Soldaten, und setzten den // S. 167// Rückweg auf Schlitten fort. Der Hauptmann v[on] Butsch und ich hatten uns zu bequemerem Fortkommen am ersten Rasttage in Riepky einen Schlitten gekauft, in dem wir uns gegen die Kälte gut zu schützen vermochten.

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