На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера - читать онлайн книгу. Автор: Генрих Август Фон Фосслер cтр.№ 104

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Cтраница 104
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Am 12. März Nachmittags fuhren wir auf dem romantischen Wege von Stolpen herkommend, über die herrliche Elbebrücke zu den Thoren Dresdens ein. Alle Befestigungen, die die Franzosen im Jahr 1813. hier errichtet hatten, waren noch vorhanden, und im besten Stande erhalten. Die Residenzstadt // S. 178// des Königs von Sachsen war in eine förmliche, starke Festung umgeschaffen. Die Besatzung bestand aus 12.-15,000. Russen, die bey den Bürgern einquartiert waren, und deren Drangsale sowohl durch den Aufwand, den sie verursachten, als durch ihr Benehmen nicht wenig vermehrten; der gesprengte Theil der Elbebrücke war durch hölzerne Joche so gut als möglich reparirt. Die herrliche Frauenkirche war ein Magazin geworden. Der König war nach der Schlacht von Leipzig nicht in seine Residenz zurückgekehrt, er ward als Gefangener gehalten, an seiner Statt verwaltete der russische Gouverneur Dresdens, Fürst Repnin228, das Land. Auf allen Gesichtern malte sich Niedergeschlagenheit und Trauer. Wir nahmen herzlichen Antheil an den Leiden der guten Sachsen, und wenn wir es hätten vermeiden können, und wenn unsere Geldmittel es erlaubt hätten, so würden wir alle weder in der Lausitz noch hier den Bewohnern durch unsere Einquartierung zur Last gefallen seyn. In Dresden bestritt ich selbst einen Theil der Kosten, die ich in meinem Quartier, bey einem armen, mit Kindern reich gesegneten Kanzleybeamten verursachte.

In Dresden verweilten wir unter diesen Umständen nicht lange. Am folgenden Tage gegen die Mittagszeit setzten wir unsere Reise fort, und gelangten über Freyberg am späten Abend nach Oederan. —

Seit unserer Abreise von Bialystok war immer Einer von uns vorausgegangen, um Quartier und Vorspann für die Gesellschaft // S. 179// zu besorgen. Da dieses Geschäft mit vieler Beschwerde und Mühe verbunden war, so wollte sich ihm Keiner lange unterziehen, und so kam denn auch an mich die Reihe. Ich reißte also von Oederan voraus, und behielt dieses Geschäft über Chemnitz, Zwickau und Plauen, über Hof, der ersten bayrischen Stadt, und Münchberg bis Bayreuth, wo wir nach dreytägiger Reise, am 16.ten März eintrafen. Das Erzgebürge und das Voigtland boten zwar einen mindertraurigen Anblick dar, als der Theil von Sachsen, den wir vorher durchreist hatten, doch hatte auch hier überall der grause Krieg seine verheerenden Spuren zurückgelassen. Aber noch schwerer, als dieses Ungethüm lastete auf jenen beiden Landstrichen die Stockung des Handels und der Gewerbe, und Schaaren von Handwerkern und Fabrikarbeitern waren jetzt, und noch für längere Zeit brodlos. Eilends suchten wir diesen Jammerscenen zu entgehen, nirgends machten wir an unsere Quartierträger die geringsten Anforderungen, überall begnügten wir uns mit dem, was der gute Wille und die Armuth der Bewohner uns bot230.

Mit unserem Eintritt in das bayrische Gebiet veränderte sich die Scene. Hier hatte der Krieg nicht gewüthet, den Wohlstand des Landes nicht zerstört, sein Donner war nur von der Ferne gehört worden. Freilich litt der Einwohner auch unter dem allgemeinen Drucke des Krieges und der erhöhten Abgaben, aber sein Hauswesen blieb ihm unversehrt, und vermehrte Thätigkeit // S. 180// und Sparsamkeit ersetzte ihm wieder die Opfer, die er dem Wohle seines Landes zu bringen hatte. Unsere Bewirthung ward reichlicher, und trotz der Strapazen der Reise fiengen unsere körperlichen Kräfte an, zurückzukehren.

In Hof hatten wir unser erstes Quartier in Bayern, und am 16. März giengen wir über Münchberg nach Bayreuth, eine beträchtliche Stadt. Bis hieher waren wir von Czernigow an, zu Schlitten gekommen. Nun trat Thauwetter ein, und der Frühling nahte sich schnell und heiter. Unsere Brust erweiterte sich, das Eis, das unsere Gefühle bisher umfangen hielt, schmolz, die Gleichgültigkeit wich dem rückkehrenden Frohsinn, der Lust zur Mitteilung, jetzt erst erwachte wieder die volle Liebe zu den Verwandten, zur Heimath.

Seit längerer Zeit, und noch vor der Abreise von Czernigow hatte ich eine offene Wunde am linken Fuße, die Strapatzen der Reise hatten dieselbe nicht nur verschlimmert, sondern viele ähnliche Wunden an beiden Füssen erzeugt. Darum ward ich in Bayreuth vom Dienste des Quartiermachers enthoben. An meine Stelle trat der Hauptmann v[on] Br... , er fand aber den Dienst zu beschwerlich, und setzte von Bamberg aus, mit unseren Pässen und Vorspannspatenten in der Tasche, aus eigener Macht, seine Reise nach Stuttgart fort, und überließ es uns, für unser Weiterkommen selbst zu sorgen. // S. 181//

So unangenehm dieser Schritt das Herrn v[on] Br... für uns war, so erlitt bey der geringen Entfernung vom Vaterlande, und unserer Vorsicht, der Reiseroute des Entflohenen zu folgen, unsere Reise doch keine erhebliche Verzögerung.

Am 17.ten März langten wir in Bamberg an. Es ist dieß eine alte, aber wohlgebaute und gut bevölkerte Stadt an der Rednitz, über die innerhalb der Mauern eine sehenswerthe steinerne Brücke führt. Am 18.ten giengen wir, da der Weg über Würzburg von den Franzosen, welche die Feste Marienberg noch besetzt hielten, gesperrt war, nach Kitzingen, und den 19.ten fuhren wir das herrliche Maynthal hinab nach Ochsenfurt, wo wir links nach Mergentheim uns wandten.

Im Bayrischen entsprach unsere Aufnahme aller Orten jeder Erwartung, und die Bewohner waren uns befreundeter, als im nördlichen Deutschland.

Den 19.ten März Abends trafen wir in Mergentheim ein. Unsere Freude über unsere glückliche Ankunft im Vaterlande war unbeschreiblich. Die Behörden sorgten bestens für unsere Einquartierung, die einzelnen Beamten und Honoratioren waren aber232 auch nicht minder eifrig, so viel als möglich von unsern Schicksalen zu vernehmen. Mit Bereitwilligkeit entsprachen wir ihrem Wunsche, und den ganzen Abend und bis tief in die Nacht hinein waren wir in den wenigen Wirthshäusern, in denen wir unser // S. 182// Quartier hatten, von einer Menge von aufmerksamen Zuhörern umlagert. Den Stadt-Commandant hatte den Befehl, uns nach Ludwigsburg zu weisen. Tags darauf giengen wir über Künzelsau bis Oehringen. Hier erhielt ich von einem Bekannten die erfreuliche Nachricht, daß mir das Ritterkreuz des Militärverdienstordens ertheilt worden sey.

Am 21.ten März kamen wir über Weinsberg und Heilbronn in Ludwigsburg an. Unter dem Zusammenlaufe vieler Menschen fuhren wir auf dem Marktplatze auf, um die Befehle des Gouverneurs zu erwarten. Während dessen war von einem der Umstehenden nach mir gefragt worden, der, als er hörte, daß ich unter der Zahl der Angekommenen sey, sich sogleich entfernte, und bald darauf mir meinen älteren Bruder zuführte. Mit inniger Freude hießen wir uns willkommen, und nun erst, als meine Augen einen Bruder wieder erblickt hatten, fühlte ich mich wieder heimisch im Vaterlande. In Ludwigsburg erhielten wir Nachtquartier, und am folgenden Morgen begaben wir uns nach Stuttgart. In unserem Reiseaufzuge, schmutzig und abgerissen, stellten wir uns dem General v[on] Dillen vor, der sich über unser Aussehen nicht weniger wunderte, und entsetzte, als alle, die uns bis daher gesehen hatten. Jedem von uns ward hier seine Bestimmung bekannt gemacht. Ich wurde bey dem Leibcavallerieregiment, das in Ludwigsburg //S. 183// garnisonirte eingetheilt, erhielt zu meiner Equipirung einen Beytrag von 20. Louisdor, und das Ordenskreutz ward mir zugestellt. Bey meinen hiesigen Verwandten erregte meine Ankunft grose Freude. Am 23. März begab ich mich zu meinem neuen Regimenté nach Ludwigsburg.

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