На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера - читать онлайн книгу. Автор: Генрих Август Фон Фосслер cтр.№ 102

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Онлайн книга - На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера | Автор книги - Генрих Август Фон Фосслер

Cтраница 102
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Schon am ersten Tage hätten wir beinahe unsere Trennung vom Landwehrofficier bereut, da wir gar übel berathen waren mit unserer Vorspann, allein am nächsten Tage wurde dieser Uebelstand durch die Thätigkeit unserer Kosacken gehoben , und wir selbst nahmen uns nachher oft heraus, von den Ortsbehörden mit Ernst, und sogar unter Drohungen gute Vorspannspferde zu fordern. Rasch setzten wir die Reise fort, und schon in den ersten Tagen waren unsere Kosaken genöthigt, ihre Pferde zurückzulassen, und wie wir, sich der Schlitten zu bedienen. Am 5. Februar trafen wir in Klusk mit bayrischen und sächsischen Officieren zusammen, die im Gouvernement Nischney Nowogorod in Gefangenschaft gewesen, und schon seit dem 29. Nov[em]b[e]r des vorigen Jahrs auf der Reise waren. Sie konnten die Gefälligkeit und Thätigkeit, womit ihre Heimkehr vom dortigen Gouverneur betrieben worden war, nicht genug rühmen, und staunten über die Schwierigkeiten, die unserer Abreise von Czernigow so lange gemacht wurden. Die Straße, die wir von Bobruysk an218 eingeschlagen hatten, war keine Heerstraße, sondern eine kleinere Route, auf der wir aber nichts // S. 168// desto weniger schnell befördert wurden. Wir passirten die nicht unbeträchtliche Stadt Sluzk, das Städtchen Romanew, die Stadt Nieszwiesz , die noch die Spuren eines 1812. in ihrer Nähe vorgefallenen hitzigen Gefechtes der Russen mit den Oestreichern und Pohlen trug, Slonim, eine ebenfalls bedeutendere Stadt, Sabelin, ein artiges Städtchen, Grodek, und langten am 16. Febr[uar] in Bialystok an, nachdem wir von Bobruysk bis hieher innerhalb 13. Tagen eine Strecke von 355. Wersten oder 102. deutschen Stunden zurückgelegt hatten. Beinahe überall und mit wenigen Ausnahmen hatten wir eine gefällige Aufnahme gefunden, ob wir gleich nirgends eine freye Verpflegung erhielten. Die Witterung war kalt, doch erträglich, die Schlittenbahn meist gut gewesen. Die Landschaft zeigte überall den Character des Nordens. Manche Gegenden waren mit Waldung bedeckt, andere so sehr von Holz entblöst, daß die Einwohner zur Heitzung und zum Kochen sich des Strohes bedienen mußten. Nirgends trug die Natur das Gebilde einer Landschaft, wie man sie in Deutschland findet, aller Orten war das Land höchst einförmig. Selbst die Thäler, in denen Bäche und Flüsse ihren Lauf haben, erscheinen durchgängig sich gleich, mit einem Worte langweilig.

In Bialystok trafen wir zu unserer höchsten Freude den württembergischen Major v[on] Seybothen, der die // S. 169// zurückkehrenden Württemberger von der russischen Regierung zu übernehmen, und den Kriegs-Commissär Ruoff, der sie mit Geld zu versehen hatte. Nun erst hatten wir uns wieder als freye Leute zu beobachten. Von der Monatsgage, die jeder von uns zum Voraus erhielt, und den Geldern, die wir noch von Ruoff aufnahmen, verschafften wir uns die nothwenigsten Kleidungsstücke, und von dem Ueberrest ward ein guter Theil verwendet für die lang entbehrten Genüsse, für eine gute Mahlzeit und einen tüchtigen Trunk. Hier in diesem Orte erhielt ich vom Regimentsarzt Pommer eine Arzney, die mich endlich von dem so langwierigen Uebel der Diarrhöe, vollständig befreyte. Der Major v[on] Seybothen sagte mir, er habe besondern Auftrag vom König, über mich Nachrichten einzuziehen, weil Gerüchte nach Württemberg gekommen seyen, denen zu Folge ich bey der deutschrussischen Legion Dienste genommen hätte, daß er erfreut sey, diese Gerüchte durch meine Ankunft widerlegt zu sehen, und daß er hievon alsbald Anzeige nach Stuttgart machen werde, übrigens sey ich nach meiner Gefangennehmung dem 5.ten Reiterregiment zugetheilt worden.

In Bialystok dauerte unser Aufenthalt acht Tage, während deren wir uns von den seitherigen Mühseligkeiten wieder einigermasen erholten, doch war die Zeit zu kurz, // S. 170// als daß sie uns etwas mehr als eine schwache Stärkung für die bevorstehenden Strapatzen hätte gewähren können.

Die Stadt hat eine artige Lage, und zum Theil gut gebaute Häuser, die der Zeit der preussischen Herrschaft ihre Entstehung zu danken haben. Die Wirthshäuser sind nicht schlecht zu nennen, und mit diesen hatten wir natürlich die genaueste Bekanntschaft gemacht, während wir uns um das übrige Leben und Treiben nicht kümmerten.

Von dem Major v[on] Seybothen wurde uns die Marschroute vorgezeichnet, die wir bis nach Ludwigsburg zu halten hatten. Unsere Reise sollte mit Vorspannspferden zu Schlitten oder Wagen geschehen, und überall sollten wir freyes Quartier und Verköstigung finden, eine Einrichtung, die der Soldat schon an und für sich gut heißt, die uns aber insbesondere noch darum höchst willkommen war, weil wir bey unseren geringen Geldmitteln sonst keine Möglichkeit vor uns gesehen hätten, den grösten Theil des weiten Weges anders als bettelnd zurückzulegen. Von Rasttägen war natürlicherweise keine Rede mehr, im Gegentheil war es der Wille unsers Königs, daß wir unsere Heimkehr möglichst beschleunigen sollten. Unser aller Wünsche stimmten mit diesem Befehle überein, und an uns lag daher die Schuld nicht, wenn wir dennoch einmal länger als Eine Nacht in einem und demselben Orte verweilten. Indessen war leicht vorauszusehen, daß unsere Reise, bis // S. 171// wir die deutsche Grenze erreicht hätten, minder schnell vor sich gehen, und mache Hindernisse in der Ungefälligkeit der russischen Commandanten, so wie in dem Übeln Willen der Bewohner des Herzogthums Warschau, die die verbündeten Rußlands nun als ihre Feinde betrachteten, finden würde.

Die uns vorgezeichnete Reiseroute fiel gröstentheils in diejenigen Straßen, die ich schon früher als Gefangener, oder auf der Rückkehr aus dem Feldzuge von 1812. passirt hatte, daher enthalte ich mich, bekannte Dinge zu wiederholen, und beschränke mich hauptsächlich darauf, unsere Begegnisse auf der Reise, so weit sie von einigem Interesse sind, zu erzählen.

Nachdem in Bialystok der Oberst v[on] Seeger und der Hauptmann v[on] Sonntag223 sich mit uns vereinigt hatten, verließen wir unter Anführung des ersteren am 24.ten Febr[uar] diese Stadt auf der Strasse nach Plozk, erreichten noch am nemlichen Tage Tykoczyn, die erste Stadt im Herzogthum Warschau, und auf einer Reise von weiteren 4. Tagen kamen wir über Lomza, Ostrolenka und Pultusk am 28.ten in Plozk an, ohne daß uns besondere Abentheuer aufgestossen wären. Hier rasteten wir wegen Mangels an Vorspann einen Tag, und giengen am 2. März über die Weichsel gegen Gumin hin. Auf diesem Wege verloren Butsch und ich mit unsern schlechten Pferden, und da unser Fuhrmann des Weges unkundig war, unsere Reisegefährten, und // S. 172// erst am 3.ten März gelang es uns, nachdem wir zu schnellerem Fortkommen 2. Stationen mit Postpferden gefahren, und auf dieser Fahrt Hals und Bein daran gesetzt hatten, sie in Kalish wieder einzuholen Dieses Misgeschick führte ein zweytes herbey. Als wir nehmlich zu den Thoren dieser Stadt einfuhren, wurden wir vom wachhabenden Officier angehalten, geradezu für französische Kriegsgefangene, die zu entweichen im Begriff waren, erklärt, und in die Wachstube geführt, wo wir mit Schmähungen überhäuft wurden. Nach langem Wortwechsel wurden wir endlich unter Bedeckung zum Stadt-Commandanten geführt, und von diesem nach kurzer Untersuchung freygesprochen. Die Folge dieses unangenehmen Vorfalls war, daß wir in der späten Nachtzeit kein Quartier mehr erhalten konnten, sondern eine Unterkunft in einem Wirthshause suchen mußten. Glücklicherweise geriethen wir in das Hotel de Pologne, dessen Eigenthümer, Herr Woelfel aus Stuttgart gebürtig, uns nicht nur gefällig aufnahm, sondern uns auch bey der Zeche als Landsleute berücksichtigte. Tags darauf erhielten wir Quartier bey einem artigen Mann, Namens Meyer, wo ich das erstemal

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