На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера - читать онлайн книгу. Автор: Генрих Август Фон Фосслер cтр.№ 103

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Cтраница 103
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wieder nach langer Zeit meine Nachtruhe in einem Federbette hielt. Am 5. März vor unserer Weiterreise bewirthete uns alle Herr Woelfel noch mit Glühwein // S. 173// und anderem edlen Getränke. Jenseits Ostrowo widerfuhr, wie früher dem Hauptmann v[on] Butsch und mir, nun der ganzen Reisegesellschaft das Unglück, die Strasse zu verlieren, und in ein Dorf zu kommen, wo russische Infanterie lag, die in den gleichen Irrthum verfiel, wie der wachhabende Officier am Thore von Kalish. Da sich diese Leute eines bessern nicht belehren lassen wollten, um so weniger, als der Oberst v[on] Seeger sich sehr barsch gegen sie anließ, so wurden wir endlich auf unser Begehren, unter starker Bedeckung und unter vielen Verhöhnungen und Beschimpfungen, nach Przygoczkich, einem schönen — dem Fürsten v[on] Radzivil gehörigen Gute, zu einem höheren Officier geschleppt. Aber beinahe wären wir aus dem Regen unter die Dachtraufe gekommen. Der Russe rechnete uns die Säbelhiebe, die der Oberst v[on] Seeger unter den Soldaten freigebig gespendet hatte, hoch an, und drohte, uns in Fesseln nach Kalish zurückzuschicken. Unser Führer erwiederte jedoch die Drohungen ebenso lebhaft, und zulezt wurde Friede unter uns geschlossen, wobey wir erfuhren, daß die Soldaten uns ruhig unseres Weges würden haben ziehen lassen, wenn wir einige Freygebigkeit gegen sie gezeigt hätten. Indessen war die Erbitterung der Soldaten gegen uns auf einen Grad gestiegen, der uns das Schlimmste befürchten ließ, und den russischen Commandanten zu dem Entschlüsse brachte, // S. 174// den anderen Morgen seine Leute zu einer Musterung zu versammeln, damit wir in der Zwischenzeit unsere Reise fortsetzen, und aus dem Bereiche der wüthenden Soldateska kommen könnten. Mit den russischen Officieren nahmen wir nun friedlich ein gutes Nachtmahl ein, und brachten die Nacht in dem Schlosse zu. Tags darauf erreichten wir die schlesische Grenze.

Auf dem Wege von Bialystok bis an die Grenze Schlesiens war es uns ergangen, wie wir vorausgesehen hatten. Die russischen Commandanten in Pohlen zeigen nicht mehr Eifer, uns schnell weiter zu befördern, als es bey denen in Rußland selbst der Fall gewesen war. Manchen war ein Württemberg auch nicht dem Namen nach bekannt, andere wußten wenigstens nicht, wo es gelegen sey, alle aber waren der Meinung, daß es wohl ein kleines Land seyn müsse, weil sie wenig oder gar nicht davon sprechen gehört hätten, daß daher Rußland auf das Bündniß mit einer so schwachen Macht keinen großen Werth setzen, und es ihnen mithin keine grose Verantwortung zuziehen könne, wenn sie die Reise unseres kleinen Haufens nicht so sehr beschleunigten, als wir wünschten. Ueberdieß war es den Russen immer ein Stein des Anstosses, daß wir früher gegen sie gefochten, und uns erst dann mit ihnen vereinigt hatten, als das Glück ihren Waffen lächelte.

Die polnischen Behörden zeigten sich, wie natürlich, noch gleichgültiger. // S. 175// Sie konnten uns nicht mit günstigem Auge zurückkehren sehen, da sie unsere Bestimmung, die Zahl ihrer Feinde zu vermehren, wohl kannten. Unter den Einwohnern war eine allgemeine Niedergeschlagenheit über das Unglück der französischen Waffen sichtbar, und die nemlichen Personen, die uns als Gefangene früher zuvorkommend aufgenommen hatten, liessen nun nicht nur Gleichgültigkeit, sondern Haß gegen uns blicken, und reichten uns unsere Bedürfnisse so schlecht und in so geringer Quantität als möglich. Aber freilich hatte auch das Herzogthum durch den Krieg unsäglich gelitten, und wenn es früher schon arm war, so war es jetzt im eigentlichen Sinne des Wortes an den Bettelstab gebracht. Selbst die Juden vermochten, trotz aller Thätigkeit, nicht mehr den täglichen Unterhalt und die schweren Prästationen224, die ihnen auferlegt waren, zu gewinnen, und seufzten nach Erlösung, nur erwarteten sie diese nicht von den Franzosen, gegen die ihnen ihr Gewissen viele Thaten vorwarf, welche keine Ansprüche auf Schonung und Milde machen durften.

Wir waren froh, als wir das unglückliche Polen verließen, und wieder deutschen Boden betraten. Noch an demselben Tage, an welchem wir das Herzogthum Warschau verlassen hatten, giengen wir bey Steinau über die Oder, und unsere Reise durch Schlesien beschleunigten wir so sehr als möglich, // S. 176// weil wir, wenn gleich jetzt Befreundete dennoch keine grossen Hoffnungen auf die Schlesier setzten, und dazu auch um so weniger ein Recht hatten, als während des Waffenstillstandes im Jahr 1813. das württemberg'sche Armeecorps in Schlesen cantonniert hatte, und bey aller Mäsigung gleichwohl von den für ihre Befreyung enthusiamirten Einwohnern tief gehaßt wurde. Ich muß jedoch zur Ehre der Schlesier bekennen, daß sie sich — obwohl kalt, doch nicht ungefällig gegen uns bezeigten, und sich aller beleidigenden Aeusserungen enthielten. Der Wunsch, den sie hin und da laut werden Hessen, es möchten die Süddeutschen gleich zu Anfang des Jahres 1813. auf die Seite Preussens und Deutschlands getreten seyn, regte auch uns, wie billig, lebhaft an. Auf deutschem Boden angekommen, benützte ich die erste Müsse, die mir vergönnt ward, um meiner Mutter, die seit meiner Gefangennehmung nichts mehr von mir erfahren hatte, Nachricht von meinem Leben und Wohlbefinden zu geben. Es war dieß am 7. März in dem Städtchen Lüben. Ueber Haynau, Bunzlau und Naumburg kamen wir am 10.ten März im Königreich Sachsen an.

Zu Goerlitz hielten wir das erste Nachtquartier in Sachsen, den folgenden Tag passirten wir die gewerbsame wohlhabende Stadt Bautzen, und am 12.ten trafen wir in Dresden ein.

Von Lauban an waren die Verheerungen des Kriegs von 1813. sichtbar. Ueberall gewahrte man die Brandstätten einzelner // S. 177// Häuser und ganzer Weiler und Dörfer. Hie und da fieng ein Haus an, aus seiner Asche zu erstehen. Die Stadt Bautzen selbst hatte durch die Schlacht vom 19. May 1813. bedeutend gelitten, und zeigte noch die Ruinen eines grosen Brandes. Die Stadt Bischoffswerda, die damals vollständig in Asche verwandelt worden war, lag noch in Trümmern. Die Einwohner waren niedergeschlagen und muthlos, der Krieg hatte zu lange den Schauplatz bey ihnen aufgeschlagen, und zu grausam in Wohnungen und Feldern gewüthet, als daß der Muth der Bewohner nicht auf lange hätte gebrochen werden sollen, und noch drückten sie die Lasten der vielen Durchmärsche und Einquartierungen. Uebrigens werden die guten Lausitzer bey ihrem ergiebigen Boden, mit ihrem unausgesetzten Fleiße, unter ihrer milden Regierung, die Wunden des Krieges bälder geheilt haben, als manche andere weniger gesegnete Gegenden, in denen der Krieg minder furchtbar seine Geissel geschwungen hatte. Wir selbst hatten von den Lausitzern die Bereitwilligkeit zu rühmen, mit der sie uns entgegenkamen, und unsere bescheidenen Wünsche immer mehr als erfüllten.

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