На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера - читать онлайн книгу. Автор: Генрих Август Фон Фосслер cтр.№ 89

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Cтраница 89
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So war ich denn nach unzähligen Mühseligkeiten und Gefahren aller Art wieder im Vaterlande angekommen. In dem kurzen Zeitraum von 17. Tagen hatten wir eine Strecke von beinahe 300. Stunden zurückgelegt,128 und während dieser Zeit noch 3. Rasttage gemacht. Wir waren durch vieler Herren Länder gereist, und hatten überall eine mehr oder minder gute, nie eine schlechte Aufnahme gefunden. Aller Orten wurden wir angestaunt, als Wunder, die dem allgemeinen Verderben entronnen waren, überall hatten wir von den Schicksalen, dem Zustande der Armee, von unsern eigenen Drangsalen zu erzählen, aber, wie die Menschen nun einmal sind, wir fanden welche, denen unsere Erzählungen // S. 95// nicht gräßlich genug klangen, und die darum zweifelten, daß wir wirklich dem ganzen Feldzuge und Rückzuge in Rußland angewohnt hätten. Überall, wo wir es verlangten, erhielten wir Quartiere, theils in Gast- theils in Privathäusern, aber nirgends, Dresden ausgenommen, verweilten wir länger, als unsere erschöpften Kräfte uns geboten. Im Warschau'schen hatten wir nicht mehr über die schlechten Quartiere, wie im vergangenen Frühjahr zu klagen, denn wir hielten nur auf Etapen Plätzen an, und unsere Ansprüche waren überhaupt durch den Aufenthalt in Rußland geringer geworden. In Posen hielten wir uns einige Stunden auf, um die Stadt zu sehen, und noch einige Kleidungsstücke zu kaufen. Diese Stadt und Fraustadt sind die beiden grösten und bestgebauten Orte, durch die wir auf der Reise von Inowraclaw an durch das Grosherzogthum Warschau kamen. Beide Städte haben manche schöne Gebäude, und auch hier, so wie in Kosten und Smygel verläugnen sich die Wohlthaten der preussischen Regierung nicht. Ueberhaupt bemerkt man mit Vergnügen die zunehmende Wohlhabenheit und Reinlichkeit der Bewohner gegen die Grenzen Schlesiens hin. Ungerne sahen uns die Pohlen auf dem Rückwege, denn aus allen Umständen mußten sie abnehmen129, daß es, wo nicht für immer, doch für eine geraume Zeit zu Ende sey mit der französischen Herrschaft in Pohlen, und daß nun erst grose Drangsale ihrer warten. Gleichwohl bezeugten sie uns alle Teilnahme, und leisteten uns jede // S. 96// Hülfe, die wir billigerweise von ihnen erwarten konnten. Dieß war namentlich in Fraustadt der Fall.

Das Land von Inowraclaw bis an die schlesische Grenze ist eben, meistens sandig, aber nicht unfruchtbar, wie denn überhaupt dieser Theil von Pohlen zu den besseren gehört.

In Schlesien bemerkten wir bey den Einwohnern wohl eine heimliche Freude über das Unglück der grosen Armee, doch waren sie aller Orten zu artig, sie deutlich zu erkennen zu geben, vielmehr bezeugten sie uns viele Theilnahme, und manche waren so ehrlich, zu gestehen, daß wir dieselbe nur unserem gemeinschaftlichen Vaterlande, keineswegs aber unserer Verbindung mit Frankreich zu danken hätten. Nur in Glogau wären uns, troz der französischen Besatzung, beinahe Unannehmlichkeiten widerfahren, wenn wir, theils unserer selbst, theils der Nachkommenden wegen, nicht vorgezogen hätten, die ernstlich gemeinten Reden für Scherz und Unverstand zu nehmen. In den übrigen Orten, wo wir mit Einwohnern in Berührung kamen, vermieden wir daher jeden Anlaß zu politischen Gesprächen, und hatten wohl auch dieser Vorsicht das artige Benehmen unserer Wirthe mit zu danken. In der Stadt Glogau wollten wir uns, des eben erwähnten Vorfalls willen, nicht näher umsehen, und so weiß ich von den Festungswerken weiter nichts zu sagen, als daß sie mir auf der Oderseite besonders stark schienen. Die Straßen, durch die wir kamen, sind gut gebaut, // S. 97// zum Theil aber sehr enge. Die Stadt ist lebhaft, und die Einwohner scheinen ein munteres Völkchen zu seyn. Die mehrjährige französische Occupation hatte sie mit einem glühenden Hasse gegen die Franzosen erfüllt. Bey Neustädtel sahen wir Weinberge, die uns lebhaft an unser Vaterland erinnerten. Während um Glogau das Land eben ist, so erheben sich gegen Neustädtel einige Hügel, und von hier an verlieren sich die grosen Ebenen allmählig in ein hügelichtes Land, bis gegen Hoyerswerda hin, wo die Landschaft ebener zu werden beginnt. Sagan, das lezte schlesische Städtchen, ist recht artig zu nennen. Der ganze Landstrich von Glogau bis hieher ist sehr bevölkert und wohl angebaut. Die Dörfer sind reinlich, und die Wohnungen zeugen von Wohlhabenheit der Bewohner.

Surau ist das erste sächsische Städtchen, das wir berührten. Es ist gut gebaut, noch besser aber ist Muskau, das eine gar freundliche Lage hat, und darum, und der Artigkeit unserer Wirthsleute wegen mir wohl im Gedächtniß blieb. Spremberg und Hoyerswerda sind geringere Städtchen, und scheinen ziemlich arm zu seyn. Dagegen ist Königsbrück wieder ein freundlicher Ort.

Bis daher hatten uns unsere Wirthsleute, bey aller Zuvorkommenheit, doch mit einer gewißen Aengstlichkeit und Scheu aufgenommen, die wir hauptsächlich ihrer Furcht vor Krankheiten, hauptsächlich vor dem Nervenfieber, mit dem sie jeden Zurückkehrenden behaftet wähnten, zuschrieben, und nebenbey auch dem Ekel vor der Unreinlichkeit, die gar viele der // S. 98// Rückkehrenden noch an sich trugen, und die auch noch an uns einigermaasen sichtbar war. Wir hatten uns darum vorgesetzt, neben der Pflege unserer Körper und der Besichtigung der Merkwürdigkeiten Dresdens, dort auch noch besondere Sorgfalt auf unsere und unserer131 Kleider- Reinigung zu verwenden.

Es ist eine schöne, breite, mit grosem Aufwand gebaute, steinerne Brücke, die von der Vorstadt über die Elbe zur Stadt Dresden führt. Wir nahmen, gröserer Bequemlichkeit wegen, dießmal unser Quartier auf unsere Kosten in einem der ersten Gasthöfe, wo wir spät Abends anlangten. An den zwey folgenden Tagen sahen wir uns in der Residenz um. Die Stadt ist sehr gut gebaut, die Häuser sind von Stein, die Straßen nicht sehr weit, doch noch nicht gerade enge, durchgängig reinlich gehalten. Ausser dem Königl[ichen] Schlosse enthält die Stadt noch viele pallastähnliche Gebäude, und mehrere schöne Kirchen, worunter sich die Frauenkirche besonders auszeichnet, die nach dem Modell der S[an]ct Peterskirche in Rom gebaut ist. Die Aussicht auf dem Thurme dieser Kirche ist ausgebreitet und äusserst malerisch. Mehrere Sammlungen verschiedener Art sind sehenswerth. Das sogenannte grüne Gewölbe mit der unvergleichlichen GemäldeGallerie blieb uns leider! verschlossen. Die Rüstkammer enthält eine grose Zahl von Waffen und Rüstungen aus allen Zeiten, und zum Theil von hohem Werthe. In der Niederlage von Meißner Porcellän war gerade ein ausgezeichnet schöner Service, der dem // S. 99// französischen Kaiser bestimmt war, zu sehen, und ausserdem war eine grose Menge treflich gemalter Vasen und anderer Service vorhanden. Gerne hätte ich den Meinigen ein Andenken mitgenommen, aber ich mußte meine Baarschaft zu Rath halten. An dem Brühlschen Pallaste ist der Brühlsche Garten gelegen, der mit vielem Geschmack und grosem Aufwande angelegt ist, und eine herrliche Aussicht auf die schöne und breite Elbe gewährt. Die Oper, die wir aufführen sahen, befriedigte sowohl durch den Gesang als die Musik meinen Reisegefährten ausnehmend. Die Lage Dresdens an dem schiffreichen Flusse ist äusserst romantisch, und übertrifft wohl jede der andern Residenzen Deutschlands. Die Bewohner sind ein gutmüthiges, artiges, abgeschliffenes Volk, dem Vergnügen und den Zerstreuungen sehr ergeben. Sie nahmen sich die düstere Zukunft, die vor Deutschland lag, noch nicht sehr zu Herzen. In unserem Gasthofe waren wir gut genährt und bedient, hatten es aber auch bey unserer Abreise theuer zu bezahlen.

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