На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера - читать онлайн книгу. Автор: Генрих Август Фон Фосслер cтр.№ 91

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Cтраница 91
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Am 24.ten Jan[ua]r einem Sonntage, meldeten wir uns in Stuttgart bey dem König und dem KronPrinzen und bey der Generalität. // S. 105// Auf der Parade wurde ein groses Avancement publicirt, bey dem auch mir ein Theil zufiel, indem ich zum OberLieutenant befördert wurde. Nachdem ich noch meine Verwandten besucht hatte, reißte ich Abends 5. Uhr mit Extra- Post nach Tuttlingen ab, um meine Mutter und meine Geschwister zu besuchen. Mit groser herzlicher Freude ward ich von ihnen empfangen, aber sie lasen auch aus meinem ganzen Aussehen meine seitherigen Schicksale. Ich ward auf's beste verpflegt, und wenn mir ein längerer Aufenthalt vergönnt gewesen wäre, so hätte sich wohl meine Gesundheit bald wieder vollständig hersteilen mögen. Während der 5. Tage, die ich in Tuttlingen zubrachte, ward ich nicht nur um die Erzählung meiner eigenen Schicksale von Verwandten und Bekannten fortwährend bestürmt, sondern es fand sich auch theils aus der Stadt, theils aus der Umgegend täglich eine Menge Leute ein, die von mir Nachrichten über Verwandte und Freunde zu erhalten hofften, und von denen wenige getröstet, die meisten ohne Trost wieder von mir giengen. Mein Jäger Hoffmann, den ich in der Eigenschaft eines Bedienten nach Tuttlingen mitgenommen hatte, ward in allen Wirthshäusern, deren er viele besuchte, theils von den Wirthen, theils von den Gästen zechfrey gehalten, wenn er von dem russischen Feldzuge, hauptsächlich aber von dem Rückzuge erzählte. Am 30. Jan[ua]r verließ ich Tuttlingen wieder, und traf am 31. in Ludwigsburg ein. // S. 106//

Ueberall im Lande war der russische Krieg und der Rückzug das Tagesgespräche, und noch lange bildeten die Schicksale der ganzen Armee so wie der Einzelnen die einzige Quelle der Unterhaltung. Aller Orten fanden die Zurückgekehrten die regste Theilnahme, jedes Herz wurde weich bey der Erzählung der unerhörten Leiden. Es war Niemand, der uns nicht zur Belohnung eine lange Ruhe gegönnt hätte, allein die Zeit-Umstände wollten es anders.

Zweyter Abschnitt.
Erstes Capitel.

Am 3. Febr[uar] 1813 wurde das reitende Jägerregiment Herzog Louis, das seit der Mitte des Octobers 1812. nur noch dem Namen nach existirt hatte, wieder errichtet, oder mit anderen anderen Worten, es erhielt wieder Officiere, Mannschaft und Pferde. Die Mannschaft war im Monat Jan[ua]r conscribirt worden, und die Pferde hatte der General v[on] Jett von Leipzig, wo sie aufgekauft worden waren, zurückgebracht. Ich erhielt, wie jeder aus Rußland zurückgekehrte Cavallerie-Officier, ein Pferd zum Geschenk, und 20. Louisdor zur Equipirung, und als unsere übrige Mannschaft von Inowraclaw ankam, und meine 2. zurückgelassenen // S. 107// Pferde mitbrachte, so war ich wieder vollständig beritten. Noch am nämlichen Tage trafen wir in der uns angewiesenen Garnison Winnenthal ein, wo Officiere und Soldaten im Schlosse und den NebenGebäuden untergebracht wurden. Als das Regiment nach und nach vollzählig gemacht wurde, so ward ein Theil desselben nach Waiblingen, und später die Hälfte des Regiments nach Eßlingen verlegt, wohin ich selbst mit der Schwadron v[on] Reinhart139 in den ersten Tagen des Monats März abging.

Schon am 4. Febr[uar] fieng das Exerciren der Mannschaft und das Zureiten der Pferde an, und wurde täglich mit grosem Eifer fortgesetzt. Zu Ende des Monats wurde bereits in Zügen und Schwadronen exercirt, und bis Ende März waren Mannschaft und Pferde so weit dressirt, als in dieser kurzen Zeit nur erwartet werden konnte.

In Winnenthal hatte meine Gesundheit durch etliche Anfälle von Nervenfieber heftige Stösse erlitten, es gelang jedoch den eifrigen Bemühungen des Arztes von Winnenden, Christmann, den vollständigen Ausbruch der Krankheit abzuwenden. Während meines Aufenthalts in Eßlingen hatte ich mich wieder sehr erholt. 139

Zu Ende des Monats März waren wir wieder in marschfertigem Stande. Am 4. April traf der Befehl ein, die // S. 108// zway Schwadronen von Eßlingen in die Nähe von Winnenden zu verlegen, damit sie mit den dortigen 2. Schwadronen zusammen geübt werden könnten. Am 6. April kamen wir dort an, aber schon Tags darauf erschien ein neuer Befehl, der uns Cantonnirungsquartiere an der Grenze gegen Würzburg anwies. Wir verließen daher am 8. April die Umgegend von Winnenden, und marschirten über Backnang, Hall und Langenburg bis in die Nähe von Rothenburg an der Tauber, wo wir am 12. ankamen, und in einige Dörfer verlegt wurden.

Der Abschied von meinen Verwandten aus Stuttgart, die mich noch am 5. April in Eßlingen besucht hatten, war mir schwer geworden. Nicht ohne Aengstlichkeit sah ich auf meinen geschwächten Körper, der einen neuen Krankheits-Anfall erlitten hatte, und mit dem ich nun neuen Strapatzen entgegen gehen sollte. Von Winnenden an ward ich dem Regiment einige Tage lang in einer Chaise nachgeführt, und erst den 23. April fieng ich wieder an, Dienste zu thun. Die Einwohner riefen uns überall ein Lebewohl nach, und bedauerten oft den aus Rußland vor Kurzem mühselig Entronnenen, der noch halb krank neuerdings den mühsamen Pfad des Krieges betreten mußte. Gleichwohl darf ich wohl sagen, daß ich — meiner körperlichen Schwäche ungeachtet — nicht ungerne meinem Berufe folgte, und von dem Eintritte des Frühlings das // S. 109// Beste für meine Gesundheit hoffte. Bey Sulzbach gaben uns die Einwohner auf freyem Felde ein Rafraichissement, bey dem grose Herzlichkeit und laute Freunde herrschte, und an dem auch ich Theil nahm, so weit meine Unpäßlichkeit mir gestattete. Auch in Hall hatten wir die gute Aufnahme zu rühmen. Im Pfarrhause zu Spielbach brachte ich die meiste Zeit im Bette zu, um desto bälder wieder diensttüchtig zu werden; dieß hatte denn auch wirklich den guten Erfolg, daß ich von hier an nicht mehr zu fahren nöthig hatte, sondern wieder reiten konnte.

Zweytes Capitel.

Am 17. April brachen wir aus der Cantonnirung bey Rothenburg auf. Es waren zwey Cavallerie- und drey Infanterie-Regimenter, die unter der Anführung des Generallieutenants v[on] Franquemont das erste württembergische Armee-Corps bildeten, und in Sachsen zu der französischen Armee stoßen sollten. Unser Marsch gieng über Niederstetten, Weikersheim und

Mergentheim gegen Würzburg hin. In Mergentheim kamen wir mit den übrigen Regimentern zusammen, und nahmen vom Vaterlande Abschied. Am 20. giengen wir an der äusserst freundlich gelegenen Festung Marienberg vorbey, über den // S. 110// Mayn, durch die schöne Stadt Würzburg bis nach Rottendorf und Umgegend, wo wir Rasttag hielten. Von hier richtete sich unser Marsch gegen den Thüringer Wald hin. Ueber Lauringen, und an der Würzburgischen Festung Königshofen vorbey, gelangten wir am 25. nach Römhild, einem königlich sächsischen Städtchen mit einem alten Schloße. Tags darauf passirten wir Hildburghausen und Schleusingen, und am folgenden Tage giengen wir über den Thüringer Wald und bis Königssee. Am 29. hielten wir unsern lezten Rasttag in Heilsberg, und den umliegenden Orten, und an den folgenden Tagen sezten wir unseren Marsch fort über Rudolstadt, Jena, Camburg und Naumburg, bis in die Nähe von Lützen, wo wir am 3. May Abends eintrafen. Hier beginnt nun unser Feldzug, aber ehe ich davon spreche, will ich noch einen Blick zurückwerfen auf Land und Volk, das ich auf unserem Hieherzuge zu sehen Gelegenheit hatte.

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