На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера - читать онлайн книгу. Автор: Генрих Август Фон Фосслер cтр.№ 83

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Cтраница 83
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Schon zu Ende Augusts war die Witterung rauher geworden. Waren gleich die Tage noch warm, so wurden doch die Nächte kühl. Im September waren sie kalt geworden. Indessen war der Himmel bis zum 7. Nov[em]b[e]r heiter geblieben, und die Winde nicht rauher, als sie in Deutschland um diese Jahreszeit zu seyn pflegen. Aber am 8.ten Nov[em]b[e]r trat plötzlich der Winter ein. Ein heftiger Nordostwind brachte Schneegestöber und empfindliche Kälte, die so schnell zunahm, daß sie schon am Tage darauf beinahe unerträglich geworden war. So währte sie fort bis zum 12. Nov[em]b[e]r, wo sie Abends wieder nachzulassen begann. // S. 63//

Die Wege waren durch das viele Fuhrwerk schon während der guten Witterung schlecht geworden. Mit dem Eintritt der Kälte und des Schnees wurden sie zwar wieder besser, allein die endlosen Züge von Fußgängern, Reitern, Wägen aller Art, hatten sie bald so abgeglättet, daß der Fußgänger nur mit Anstrengung vorwärts kam, der Reiter sein Pferd nur mit groser Mühe durch die Defileen hindurch brachte, und tausende von Wägen in den Defileen, aus denen sie die kraft- und beschlaglosen Pferde nicht mehr herauszuziehen vermochten, zurück gelassen werden mußten.

Für meine eigene Person hatte ich mir von den Vorrathwägen immer Lebensmittel zu verschaffen gewusst. Bald aber waren diese erschöpft, und nun gelang es mir nur selten, Mundvorrath um theures Geld zu kaufen. Ausgehungert und halb erfroren kam ich in Smolensk an. An Weißzeug und wärmerer Kleidung fehlte es mir gänzlich. Mein Bedienter war mit 2. Pferden und meiner ganzen Bagage auf die Aussage einiger Soldaten, daß ich in dem großen Walde bey Gsziat aufgehoben und ermordet worden sey, mit einem Zuge Verwundeter gegen die Beresina zurückgegangen.

Neuntes Capitel.

In Smolensk traf ich mehrere Offiziere meines bald nach dem Abzüge der // S. 64// Armee aus Moskau gänzlich aufgelösten Regiments, an die ich mich anschloß. Wir hatten uns zusammen in ein leeres Haus einquartirt. Die Heizung lieferten benachbarte Häuser, die abgebrochen wurden. Die Lebensmittel wogen wir beinahe mit Gold auf. Hunger herrschte unter uns, und Kummer über unser ferneres Schicksal. Von unsern Pferden, die kein Obdach fanden, giengen einige durch die Kälte und Hunger zu Grunde, und andere wurden uns bey Nacht gestohlen, wogegen denn freilich unsere Leute Repressalien brauchten. Ich selbst verlor durch Frost und Hunger von 4. Pferden 2. Eine gute Trotschke105, die ich, als sie von ihrem Besitzer bey Wiasma verlassen wurde, mit meinen Pferden bespannt hatte, mußte ich wegen Kraftlosigkeit derselben, und bey der Unmöglichkeit, sie in dem allgemeinen Gedränge weiter zu bringen, schon 3. Tagmärsche vor Smolensk wieder stehen lassen. Vier Tage blieben wir starr vor Kälte und gedachten die Stadt nicht eher zu verlassen, als bis der Kaiser abzog. Mit der Truppe, die er zu seiner Begleitung erwählte, glaubten wir am sichersten unsern

Weg fortsetzen zu können, und wenn wir auch gerade hier am wenigsten auf Lebensmittel rechnen durften, so waren wir schon entschlossen, im schlimmsten Falle uns mit Pferdefleisch zu begnügen.

Die Stadt Smolensk bot nur noch einen Haufen von Trümmern dar. Keine Nacht vergieng, ohne daß mehrere Häuser in Rauch aufgiengen. Nicht Ein Einwohner war in der Stadt zu finden, alle hatten ihrem Wohnorte // S. 65// den Rücken gekehrt. Uebrigens ist die Lage der Stadt auf dem Berge und am Abhange des Berges gegen den Dnieper hin romantisch, und auf dem entgegen gesetzten Ufer erhoben sich die Berge in gleicher Höhe gegen den Fluß hin mit Wohnungen bebaut, in geringer Entfernung von tiefen Schluchten durchschnitten.

In dieser Stadt, hatte es früher geheissen, würden wir Lebensmittel in Fülle, und was ebenso Noth that, ein frisches Corps von 40,000. Mann finden. Grausam fanden wir uns getäuscht. Nicht Ein tüchtiges Regiment war da, nur von Ueberbleibseln der grosen Armee war die Stadt während unseres dortigen Aufenthalts bevölkert.

Der schrecklichen Kälte wegen verschoben wir unsere Abreise von Smolensk so lange als möglich. Endlich am 13. November, den Tag nach dem Abmarsch der Garden des Kaisers, traten auch wir den weiteren Rückzug an. Der erste Tagmarsch gieng ohne Unfall vorüber. Der zweite war minder glücklich. Grose Schaaren von Kosacken begleiteten die unordentliche Masse zu beiden Seiten und benützten jede Gelegenheit, die das Terrain darbot, uns mit Kanonenfeuer zu begrüßen, und durch Angriffe uns zu schwächen. In Krasnoy trafen wir das kaiserliche Hauptquartier, das in der Nacht vom 15. auf den 16.ten von den Russen heftig, jedoch ohne bedeutenden Erfolg, angegriffen wurde, während wir 1/2. Stunde vorwärts bey Sarokino in banger Erwartung des Ausgangs bivouacquirten. Den 16. und 17. zogen wir durch Liady und Dumbrowna, und kamen am 18. über den Dnieper nach Orsza. // S. 66// Nach einem Ruhetag verfolgten wir, abermals von Kosaken heftig gedrängt, die Straße nach Minsk, und kamen den 22. in Bohr an, wo uns wiederum ein Ruhetag vergönnt war. Drey weitere Tagmärsche führten uns — am lezten, durch Borisow, in welcher Stadt wir die Straße nach Minsk verließen, und die gegen Wilna einschlugen, an die Ufer der Beresina, und hier schlugen wir in einem 1/2. Stunde vom Flusse entfernten Dörfchen unser Nachtquartier auf.

Die Trümmer der Armee zogen, jeder Einzelne nach seinem Belieben, auf der Straße daher. Manche suchten auf Nebenwegen Lebensmittel zu finden, einigen glückte es, die meisten büßten den Versuch mit Tod oder

Gefangenschaft. Bey Krasnoi hatten wir den noch kampffähigen Theil der Armee ein- und überholt. In Orsza waren wir wieder mitten in der Armee, ebenso in Bobr. An der Beresina drängte sich abermals alles zusammen. Tag für Tag hatten die noch vorhandenen Regimenter mit dem Feinde zu kämpfen, stündlich hatte die Arrieregarde die nachdrängenden Russen abzuwehren. Immer kleiner wurde der streitbare Theil der Armee. In Minsk hatte man das Ziel des Rückzuges zu finden gehofft, aber, ehe wir diese Stadt erreichen konnten, hatte sie der Admiral Tchitszakoff genommen, und uns nach der Straße von Wilna hingedrängt. Nun baute man die Hoffnung auf die leztere Stadt.

Von Smolensk an hatte ich mit allen erdenklichen Gefahren, Mühseligkeiten und Entbehrungen zu kämpfen. Häufig war ich während des Marsches // S. 67// dem feindlichen Gewehr- und Kanonenfeuer ausgesetzt, einmal nahe davor, gefangen zu werden, in Orsza auf dem Puncte, in einem Hause zu verbrennen, und Tags vorher in Gefahr, im Dnieper zu ertrinken. Beym Abmarsche von Smolensk noch beritten, verlor ich am 16.ten in Liady mein gutes Kosakenpferd, das nicht weiter zu gehen vermochte. Meine Gefährten, die noch besser beritten waren, trennten sich von mir; und ich zog allein die Straße dahin. In Orsza hatte ich das Glück, 1. paar neue Bundstiefel zu erhalten, allein am folgenden Tag wurde mein leztes Pferd, ein Konji, mit meiner Armatur, mit meinem Mantel, mit meinen Lebensmitteln, beladen, nebst meinem Jäger gefangen.

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