Воскрешение Перуна. К реконструкции восточнославянского язычества - читать онлайн книгу. Автор: Лев Клейн cтр.№ 118

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Cтраница 118
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Fur die Rekonstruktion des ostlawischen Heidentums ist in dieser Arbeit eine neue Quelle geniitzt — die Tschetschenisch-Inguschische (Wainachische) Folklore. In dieser Folklore gibt es eine Figur namens Pir|on, also mit dem Name, der nach seinem Klang sehr nah zum slawischen Name Perun ist. Diese Wainachische Figur wurde von Spezialisten als Umánderung der Pharaogestalt gedeutet («Pir|on» sei eine kaukasische Verzerrung des Wortes «Pharao»). Aber nach seinen Funktionen paBt er nicht zu dieser Rolle: er klettert auf Himmel, donnert, gieBt ein Regen auf die Erde. Das heiBt er stimmt nach seinen Funktionen mit Donnerschleuderer iiberein, mit Perun. Wie aber konnte der in die Wainachische Folklore geraten? In die letzten Jahrhunderten, wenn die Russen nach Kaukasus traten, waren sie schon Christen und hatten keinen Perun in ihrer Mythologie.

Es erweist sich, daB im 8. Jh. AD der arabische Kalif und Feldherr Merwan II. ging mit seinen Truppen vom Siiden Nordkaukasus durch, vertiefte sich in das Chazarische Kaganat, unter anderem kam in das Slawische Territorium (trat dem «Sakaliben-FluB» zu), hatte 20 Tausend Bewohner gefangengenommen, mit sich weggeffihren, und siedelte sie im nordkauka- sischen Land Kacheti, in der Nachbarschaft von Tschetschnja. Von diesen Gefangenen konnten zu Wainachen die Mythen iiber Perun durchdringen. Mit der eigenen Mythologie der Wainachen kollidierend, sollten sie ihre Heiligkeit losen und sich in die Folklore «niedersinken». Also die Erzáhlungen iiber Pir|on-Perun — iiber seine Befehle den Frauen, das Wasser aus FaBen zu gieBen, iiber seinen Zusammenhang mit Brot und Mtihle, iiber seine Fiirsorge an Alten und Kinder usw. — kónnen als Material fur die Rekonstruktion der slawischen Mythen dienen. Daffir braucht man Analyse der mit dem Material verbundeten slawischen Marchen.

Rybakows Auffassung weist selbst die Móglichkeit der Entlehnung des Namens Perun von Slawen zuriick, denn ffir Rybakow der supreme God der Slawen war Rod, wáhrend Perun wiirde nur vom Ftirst Wladimir als ein Gott der Kriegsgefolge eingeffihrt. Aber Vorhandensein der Spure Peruns bei alien slawischen Vólker widerlegt solche Begrenzung, und es gab iiberhapt keinen Rod bei Slawen — dies war eine kiinstliche Konstruktion altrussischen Literaten, basiert auf einer Fehllesung der griechischen Texten der christlichen.

Zeit. Die Byzantiner nannten Horoskopen «Genealogien», buchstáblich Wissen iiber Geschlect, Generation, oder Geburt. Solche Verbindung mit dem Los, die bei Geburt des Menschen entsteht, war von Ubersetzer als in der Figur von Rod eingekórpert verstanden. Daraus stammt seine enge Verbindung mit Rozhanizen — Jungfern des Schicksals, slawischen Parken.

Perun war nicht nur der Haupgott der Ost-Slawen, sondern móglich eine kurze Zeit deren einzige Gott. In den Chroniken gibt es, wie Lowmiaňski bemerkte, einige Zeugnisse, daB die andere Gótter des Wladimirschen Pantheons nur eine spate Einffigung eines christlichen Redaktors sind. Das heiBt, daB die erste Religionsreform Wladimirs ein Versuch war, Mono- theismus auf der heidnischen Grundlage einzufuhren. Archáologische Denkmáler, die fur Bestátigung der sechs Gótter des Wladimirschen Pantheons angenommen sind, halten in der Tat keiner Kritik stand. Uberhaupt sind alle heidnische Haupt-Heiligtiimer, die den Slawen zugeschrieben waren (zwei in Kiew, eine in Novgorod und eine in Pskow), unzuverláBig — in meiner Arbeit ist das durch eine eingehende Analyse, hoffe ich, gezeigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind sie teils nicht sakrale Denkmáler, teils Reste von Grabhugel.

Zur Bestátigung seines Systems der Gótter mit Rod an der Spitze ffihrte Rybakow den Zbrucz Idol an — einen vierkantigen Obelisk mit Schilderungen einer Anzahl von Figuren. Eine Ausffihrliche Analyze dieses Denkmals zeigt, daB weder die Figuren kann man nicht als Rod und die Gótter des Wladimirschen Pantheons deuten, noch das ganze Denkmal als typisch slawisch. Seiner Zeit nach ist das Denkmal spáter, als ostslawisches Heidentum. Seinem Geist nach ist das Denkmal westslawisch mit einem nomadischen EinfluB. Solche Idolen trifft man in dieser Gegend (das Becken des Dnestr) merhmals, und die Geschichte kennt dort west- und siidslawische Stámme, die móglich eine lange Zeit der Christinisation ausgewichen.

Der Logik nach bildeten die Merkmale Peruns von der Funktion des Donnerschleuderer heraus, zum Teil vor langem, noch zur Zeit der gemeinin- doeuropáischen Kultur, zum Teil viel spáter. Die friihere Merkmale sind Macht und Kampflust, daraus die Verbindung mit Eiche, Hammeraxt und Pfeile; von der Wirkung auf Ernte und Fruchbarkeit stammt die erotische Sinnlichkeit der Gestalt, von Ackerbau und Fruchtbarkeit die Verbindung mit Frauen.

Untersuchen wir die Kentnisse, die uns die Wainachische Folklore darbietet, und die Entsprechungen der Inhalt jener in der ostslawischen Ethnographie und Folklore.

In Wainachischen Meldungen uber Frauen, die Perun auf Himmel, um Wasser zu gieBen, schickte, sind wahrscheinlich slawische Erzáhlungen uber Hexen und Zauberinnen wiederspiegelt — iiber «Wettermacherinnen», wie sie von Detschen gennant wurden, «Blitzhexen». In der Ukraine glaubte man, daB Hexen vom Himmel regen abstehlen kónnen und es in Kubeln halten. In der Sammlung Afanasjews Notizen vorgelegt sind, daB Hexen nach Himmel flihen und dort Tonnen rollen (ganz wie in den Tschtschenischen Erzáhlungen iiber Frauen Pir|ons), und das Brechen dieser Tonnen schafft Gewitter. In RuBland ist ein Brauch des Tonnenbrechen, um das Regen herauszufordern, erhalten geblieben.

Was denn enthielt sich urspriinglich (der Idee nach) in den brechenden Tonnen? In den russischen Márchen spent man in eine Tonne ungewóhnliche Kinder (z. B. Zwillinge) — die vermutliche Kinder von jenseitigen Gespenste — und sie ins Meer driften laBt, und die wuderbare Kinder brechen die Tonne auf und gehen in die Freiheit heraus, wo eine groBe Zukunft sie erwartet. Dieses Motiv nutzte man iiberall in Lebensbeschreibungen der Usurpatoren, um sie zur kóniglichen Dynastie anzubinden (Sargon, Perseus). Zugrunde dieses fabelhaften Stoffs liegt ein reales Brauch der Hexepriifung — durch Ertrinken: falls sie wirklich eine Hexe ist, muss sie sich retten. Das Vorhandensein der «Gotteskinder» fuhrte wahrscheinlich zum Ersetzen des Ertrinken durch Exil iiber Wasser, mit FlóBung — wie floBte man heilige Gegenstánde (z. B. alte Ikonen), die hinfállig geworden wurden. Ertrunkene oder iiber Wasser vertriebene Frauen, die mit Beachten des Gottes aufgezeichnet waren, wurden zu Nixen (russ. Rusalkas).

Nixen in Rus waren Ertrunkene Frauen oder Kinder, die befor Baptisierung starben. Von ihnen, die nicht ihnen gelenkte Zeit gelebt hatten und darum Beleidigung fuhlten, erwartete man Ubel, aber auch Hilfe, weil man sie, die Verwandten oder ehemalige Nachbarinnen, fur eine Art von Hexen, Zauberinnen hielt. Sie sollen Macht iiber Wetter haben (Regen ausfordern) und mit der Eiche, dem Baum Peruns, verbunden sind. Im Brauche des «HerumťMiren der Nixe» oder «Abschied mit Nixe», «Geleit der Nixe» Menschenopfern widerspiegelt wurden, wo die Zauberin oder eine andere Frau zum Gott geschickt wurde — als eine Fiirsprecherin fur Leute aus ihrem Dorf vor dem Gotte.

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