На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера - читать онлайн книгу. Автор: Генрих Август Фон Фосслер cтр.№ 72

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Cтраница 72
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Hier war der Sammelplatz des württembergischen Armeecorps, und ein Wiesengrund nahe bey Heilbronn der Platz, wo der König 14/15. Theile seiner schönen Truppen zum leztenmale sah.

Hier in dem schönsten Theile des Vaterlandes that sich jeder nach Möglichkeit noch gütlich. Nach einem Aufenthalt von 15. Tagen, während welcher des Exercirens und Musterns kein Ende war, brach das Armeecorps unter dem Oberbefehl des Kronprinzen in 4. Colonnen — das Jägerregiment Herzog Louis bey der leztern — auf, und nahm seinen Weg über Heilbronn, Neustadt, Oehringen und Künzelsau nach Weikersheim. Auf dem Marsche durch Württemberg war keiner von einer gewissen Unruhe frey, die ihm die Heimkehr in die Garnison immer noch als möglich vorstellte, // S. 4// da die Gewisheit des Kriegs weder vom commandirenden General, noch von dem ihm zunächst stehenden General v[on] Scheler ausgesprochen war und auch keine Zeitung von dem nahen Ausbruche eines Krieges Erwähnung that. Schon, als der Befehl zur Einberufung der Beurlaubten gegeben wurde, glaubten wir nur an einen Krieg mit Rußland, und die Richtung unseres Marsches bestätigte diese Meinung, aber noch immer zweifelten wir an der Gewißheit des Kriegs.

Als wir aber die vaterländische Grenze überschritten hatten, da wurden wir überzeugt, da befürchtete keiner mehr die Heimkehr, um die Brust wurde es leichter, und die Soldaten sangen:

Brüder jetzt geht's Rußland zu. — Unsere Erwartung war sehr gespannt; wenn wir auch keine goldenen Berge in Rußland erwarteten, so glaubten wir doch die schönsten und besten Pferde — (der höchste Wunsch des Reiters —) in Menge, und die Lebensmittel im Ueberfluß zu finden; an einen russischen Winter dachte niemand, keiner konnte sich eine Vorstellung davon machen; einige wenige sagten zwar bedächtlich: wartet nur! aber sie predigten tauben Ohren. Doch, was hätte es geholfen, uns unsern glücklichen Wahn zu benehmen? Und ist es nicht besser, daß der Soldat dem Kampfe fröhlich entgegen gehe, als daß er, die schrecklichen Leiden und Strapatzen voraussehend, nur mit Unwillen seinem Berufe folge? So zogen wir heiter dahin, und waren es wohl zufrieden, daß immer nur der 6.te Tag zur Ruhe bestimmt war. Im Würzburg'schen // S. 5// fanden wir die Quartiere nicht so gut als in Württemberg, obgleich dieses Land jenem an Fruchtbarkeit und Wohlhabenheit nachsteht. Den schönsten Theil des MaynThales sahen wir nicht. Unser Weg gieng, wie es gewöhnlich bey grosen Truppenmärschen die leichte Waffe trifft, nicht immer auf Heerstraßen, wenigstens durch das Würzburgische, und in den sächsischen Herzogthümern giebt es überhaupt nur wenige Kunststraßen. In Hildburghausen hatte ich die Ehre, dem Herzog den Durchmarsch unsers Regiments anzumelden. Dort und in Schleusingen glaubten wir schon das Sprüchwort wegen der sächsischen Mädchen wahr zu finden.

Am 23. März gieng die lezte Colonne über den Thüringerwald. Ich hatte mich sehr auf dieses Gebirge gefreut, und nicht umsonst. Unweit Frauenwalde, dem höchsten Orte auf dieser Straße, ist ein Punct, von wo aus einer der schönsten Theile dieses herrlichen Gebirges himmelhohe waldgekrönte Berge mit tiefen freundlichen Thälern in mannichfaltiger Abwechslung sich dem Auge darstellen. Die schönen Ruinen berühmter Burgen — die Gleichenburg, die Ilmenburg, wo der wackere Hasper ä Spada haußte — und andere erinnern an die Blüthezeit der deutschen Kraft. Am jenseitigen Fuße des Gebirges liegt das niedliche Städtchen Ilmenau. Noch ist das Land gebürgig bis gegen Rudolstadt zu, wohin uns das Glück durch ein höchst romantisches , von der Schwarzach durchströmtes, bisweilen wohl auch durchtobtes Thal, an der ehrwürdigen Schwarzburg // S. 6// vorbey, und dann erst in das eigentliche Sachsen einführte. Das schöne Saalethal kaum berührend, kamen wir durch einige unbedeutende sächsische Städtchen, wie Roda, Eisenberg und Krossen, und durch das bedeutendere Zeitz mit dem letzten Tage des März in der Nähe von Leipzig an, wo uns einige Zeit zur Erholung gegönnt wurde.

In der Gegend von Leipzig trafen wir das Erstemal mit Franzosen zusammen. Schon vorher war uns Vermeidung aller Streitigkeiten mit ihnen ernstlich empfohlen worden, aber schon am ersten Tage würde eine Zahl von 20. Conscribirten, die durch ihr ungebührliches Benehmen wahrscheinlich die deutsche Geduld auf die Probe stellen wollten, eine ernsthafte Scene veranlaßt haben, wenn sich der wackere Wachtmeister Beck weniger fest benommen hätte.

Bis hieher waren unsere Erwartungen nicht nur nicht herabgestimmt, sondern sogar noch gesteigert worden. Schon im Vaterlande hatten wir gute Quartiere und Ueberfluß an dem köstlichen Eilferwein gehabt, im Würzburgischen waren zwar die Quartiere in Absicht auf das Essen minder gut, aber über dem herrlichen Maynwein vergaß man gern die geringere Kost. In Thüringen wurden wir schon nach sächsischer Weise bewirthet, und je näher wir gegen Leipzig anrückten, desto besser gefielen wir uns bey unseren Wirthen. Das schöne Sachsen hatte sich damals von den Drangsalen des Krieges im Jahre 1806. gröstentheils wieder erholt, und gute Erndten hatten den Landmann wieder in höheren Wohlstand gesetzt. // S. 7//

Die Gutmüthigkeit und der gute Wille, womit uns der bürgerliche Sachse überall gab, was Kühe und Kelber vermochten, setzten uns öfters in Erstaunen; dagegen war vom sächsischen Edelmann nicht immer das nämliche zu rühmen. Der letzte Krieg mochte freilich manchem tiefe Wunden geschlagen haben, aber mir schien, als ob hie und da eine Familie durch den sehr hoch gestiegenen Luxus herunter käme, oder schon herabgekommen sey. Dieß und der grelle Contrast, den manches Edelmannsdorf in diesem gesegneten Lande mit den königl[ichen] Dörfern bildete, sprach eben nicht sehr zu Gunsten der sächsischen Edelleute, und es war leicht zu sehen, daß sie eine rühmliche Ausnahme in ihrem Stande nicht machten. Einzelne Ausnahmen fand ich allerdings, wie bei dem Grafen v[on] Hohenthal, in dessen Schlosse zu Knauthayn bey Leipzig ich mehrere Tage mich aufhielt, und einigen anderen vom höheren Adel; überhaupt aber und überall schienen die Klagen über Druck der Grundherren hauptsächlich nur von den kleineren Edelleuten veranlaßt zu seyn. Auf dem ganzen Marsche hatten wir bis hieher immer sehr vergnügt zusammengelebt. Mancher lustige Auftritt, den einer oder der andere in seinem Quartiere gehabt hatte, wurde unterwegs bey einem Halt und guten Frühstück dem versammelten Offtcierscorps preisgegeben; es vergieng kein Tag, wo nicht etwas dergleichen vorfiel, und wenn die Anekdote vielleicht auch nicht immer buchstäblich wahr war, so unterhielt sie doch. Besonders belustigte der gutmüthige, brave Hstn. mit seinen 1.tägigen Liebschaften und naiven Einfällen. Einen angenehmen Gesellschafter hatte ich — // S. 8// meistens mit einer halben Schwadron auf Dörfer verlegt — an dem Lieutenant K..., der mir neben seiner wissenschaftlichen Bildung auch wegen seines Talents zum Singen sehr werth war.

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